Tomaten sind das beliebteste Gemüse für den Anbau im Hausgarten. Offensichtlich ist dies auch bei den Mitgliedern der Fachwartvereinigung so. Sichtlich erfreut begrüßte der erste Vorsitzende Helmut Schmalz die Mitglieder und Gäste. Mehr als 50 Personen hatten sich zum Vortrag angemeldet.
Dr. Michael Ernst referierte in gewohnt kompetenter und humorvoller Weise.
Bei der Standortwahl sollte unbedingt Boden und Klima berücksichtigt werden, so erklärte uns Dr. Ernst. Ein vollsonniger Standort, kein starker Wind, und Schutz vor Regen sind wichtig. Ebenso eine Temperatur von mindestens 14°, sonst wachsen die Tomatenpflanzen nicht. Ein mittelschwerer, humoser, tiefgründiger Boden ist Voraussetzung für ein gutes Wachstum. Ebenso eine gute Nährstoffversorgung. Diese kann durch entsprechende Düngung erreicht werden. Auch eine Vorjahreskultur mit Leguminosen ist empfehlenswert.
Die wärmeliebenden Tomatenpflanzen werden erst nach den Eisheiligen, also Mitte Mai, ausgepflanzt. Entgegen mancher Behauptung ist die Tomate nicht selbstverträglich. Sie sollte also erst nach frühestens 3 Jahren wieder am selben Platz gepflanzt werden. Die Gefahr von Korkwurzelkrankheit, Welkekrankheit und Schäden durch Nematoden sind sonst groß. Der Boden kann durch Vorkultur von Leguminosen, wie z.B. Weißklee, Rotklee, Bohnen oder Erbsen, deutlich verbessert werden. Binden diese doch bis zu 50 g Stickstoff pro m². Humusanreicherung mit Zwischenbegrünung, z. B. Phacelia, oder Düngelupinien ist sinnvoll, auch der Anbau von Tagetes hat sich bewährt. Diese ziehen für Tomatenwurzeln schädliche Nematoden an.
Nicht nur der Nährstoffbedarf ist bei der Anbauplanung zu berücksichtigen, auch die Familienzugehörigkeit der Pflanzen ist von großer Bedeutung. Vor allem wegen der bodenbürtigen Schadorganismen. Starkzehrer (wie Tomaten), Schwachzehrer, Mittelstarkzehrer und Leguminosen sollten sich jährlich abwechseln.
Gartenfreunde die Mischkultur befürworten, sind gut beraten Tomaten in Nachbarschaft mit Salaten, Spinat, Petersilie, Basilikum, Möhre, Pastinake, Zwiebeln oder Ringelblumen zu pflanzen. Kartoffeln, Erbsen oder Gurken sind nicht von Vorteil.
Die Auswahl der richtigen Sorten ist für den Hobbygärtner eine Herausforderung. Im Sortenregister sind über 3800 Sorten eingetragen. Dr. Ernst empfiehlt sich für resistente, bzw. tolerante Sorten zu entscheiden. Diese gibt es als F1 Hybriden im Handel zu kaufen. Auch einige samenfeste Sorten gelten als robust und wenig empfindlich. Erfolgversprechend ist es, auf robuste Unterlagen veredelte Sorten zurückzugreifen. Diese sind im einschlägigen Fachhandel zu bekommen. Experimentierfreudige Tomatenliebhaber können sich auch selbst an der Kunst des Veredelns probieren. Locken doch höhere Erträge, weniger Krankheiten, besserer Wuchs, früherer Erntebeginn und längere Ernteperioden.
Bei der Aussaat ist zu bedenken, dass Tomaten Lichtkeimer sind, also nur eine geringe Ablagetiefe wählen, Aussaaterde verwenden und die Saatschale hell und warm aufstellen. Die Erde sollte ständig feucht, aber nicht nass sein. Wenn das erste Blattpaar nach den Keimblättern erscheint, kann in leicht aufgedüngte Erde pikiert werden. Da die Tomate sprossbürtige Wurzeln bildet, wird sie etwas tiefer eingepflanzt. Beim Auspflanzen in den Garten oder ins Gewächshaus ist zu beachten, dass der Pflanzabstand groß genug gewählt wird. 60 x 50 cm sollten es schon sein. Ist die Bestandsdichte zu hoch, drohen Ernteausfälle wegen Lichtmangel, und/oder vermehrt auftretende Krankheiten oder Schädlinge.Ins Pflanzloch kann Kompost o.ä. als Dünger und Wärmequelle mit eingearbeitet werden. Wird dann noch gemulcht, verbessert dies die Bodenstruktur, und reduziert die Wasserverdunstung. Auch die Bodentemperatur wird dadurch erhöht und das Unkraut unterdrückt. Pflegemaßnahmen, wie aufleiten, alle jungen Seitentriebe in den Blattachsen ausgeizen und bis zum untersten Fruchtansatz entblättern sind bei Stabtomaten durchzuführen. Gelbe, oder kranke Blätter werden konsequent entfernt. Die Triebspitzen werden geköpft, sobald klar ist, dass die Frucht nicht mehr ausreifen kann.
Gießen nicht vergessen! Ideal ist eine Tröpfchenbewässerung. Wer Schlauch oder Gießkanne verwendet, sollte in den Morgenstunden gießen, die Pflanze darf dabei nicht nass gemacht werden. Um tiefes Wurzelwachstum zu gewährleisten, empfiehlt Dr. Ernst nur 2 bis 3mal wöchentlich zu gießen, dann aber 20 – 25 Liter pro m². Als Dünger empfiehlt sich organischen Stickstoffdünger wie Hornmehl, Guano oder ähnliches. Auch mineralischer Stickstoffdünger oder umhüllter Langzeitdünger sind möglich. Überdüngung ist unbedingt zu vermeiden. Am besten lässt man vor Kulturbeginn eine Bodenanalyse durchführen. Auch der Gehalt des Bodens an Phosphor, wichtig für Blüten- und Fruchtansatz, Kalium für gesunde Pflanzen und Magnesium für die Photosynthese, ist zu beachten. Ebenso wichtig ist der richtige Gehalt an Kalzium.
Mit 2-3 Monate altem Rohkompost als Mulchschicht und reifem Kompost als Dünger, ist man auf der sicheren Seite.
Auch zum Thema Pflanzenschutz gab uns Dr. Ernst wertvolle Tipps. So sollten die Pflanzen vor extremen Witterungseinflüssen wie Frost, Hagel, Sturm und Kälte geschützt werden. Aber auch Trockenheit, und extremer UV Strahlung sollte mit geeigneten Gegenmaßnahmen begegnet werden. Geplatzte Früchte weisen auf ungleichmäßige Wasserversorgung hin, Grünkragen an den Früchten kommt von zu großer Hitze. Eine Schattierung der Pflanzen kann Abhilfe schaffe, diese hilft auch gegen, durch zu hohe UV Strahlung ausgelösten, Sonnenbrand an den Früchten. Blütenendfäule oder Fruchtendfäule weißt auf einen Kalziummangel hin, sinnvolle Gegenmaßnahmen sind, kalken, gleichmäßige Wasserversorgung und Fruchtausdünnung.
Auch von Pilzkrankheiten, wie Korkwurzelkrankheit, oder von Nematoden kann die Tomate befallen werden, durch konsequente Fruchtfolge wird das Risiko minimiert.
Die allseits bekannte und gefürchtete Tomatenkrankheit ist die Braunfäule, hier kann durch tolerante Sorten, beachten der Fruchtfolge und Überdachung der Pflanzen Abhilfe geschaffen werden. Zeigt die Pflanze vergilbte und verkrüppelte Blätter sind Virosen die Ursache, diese Pflanzen sollten entfernt werden. Von Milben befallene Blätter verkrüppeln an den Triebspitzen, höherer Luftfeuchte oder der Einsatz von Nützlingen wurden als Gegenmaßnahmen empfohlen.
Wer bei der Ernte die erforderliche Sorgfalt walten lässt, kann die Früchte bei 8 – 10 °C noch ein paar Tage lagern. Doch frisch genossen oder verarbeitet schmecken Tomaten bekanntlich am besten.
Allen Mitgliedern und Freunden der Fachwartvereinigung wünschen wir ein erfolgreiches Gartenjahr!