Veredelungskurs 2018

25 Fachwarte beim Veredelungskurs 2018

Jedes Frühjahr findet unser Veredelungskurs auf dem Predigtplatz bei Weil der Stadt statt, dieses Jahr war der Termin am 28. April 2018. Hierzu konnte Obst- und Gartenfachberater Manfred Nuber etwa 25 Fachwarte begrüßen, erfreulicherweise nicht nur Jungfachwarte, für die dieser Kurs noch ein Bestandteil der Ausbildung war. Auch ein zwischendurch erfolgter Temperatursturz mit kurzem Regenschauer konnte die gute Stimmung der versammelten Interessenten nicht trüben.

Obst- und Gartenfachberater Manfred Nuber

Es folgte zunächst ein grober Überblick: Warum wird überhaupt veredelt? Wann ist der beste Zeitpunkt hierfür? Welche Veredelungsmethoden gibt es und welche sind insbesondere für Anfänger erfolgversprechend und einfach durchzuführen? Auch geschichtliche Hintergründe kamen zur Sprache, wurde doch das Veredeln von Obstbäumen schon vor Jahrtausenden von Babyloniern und Römern angewandt.

Immer feiner wurden die einzelnen Abschnitte des Veredelns aufgegriffen, immer näher auf die nacheinander folgenden Arbeitsschritte im Einzelnen eingegangen. Viele wertvolle Tipps und Hinweise wurden vermittelt und Fragen aus dem Interessentenkreis beantwortet. So manches klärte sich nach wiederholten Vorführungen der Teilabschnitte auch von selbst. Unter anderem erfuhren wir von möglichen Unverträglichkeiten zwischen Edelsorte und Unterlage sowie der Möglichkeit einer Zwischenveredelung, wir hörten von Qualitäten, aber auch vom Preis der Edelreiser und wie sie gewonnen werden, wir lernten, wann der beste Zeitpunkt zum Ernten der Edelreiser ist und dass man auch gleich Übungsreiser mitschneiden sollte, wir konnten erkennen, dass die richtige Einlagerung der Reiser wichtig und nicht unproblematisch ist. Ein interessantes Thema war auch das heute übliche „kaltstreichbare“ Baumwachs, erst recht, nachdem die Geschichte vom komplizierten heißstreichbaren Wachs bekannt war, welches die alten Baumwarte früher mittels brennendem Spirituskocher mit auf die Leiter nahmen ― ein schwieriges und nicht ungefährliches Unterfangen.

Veredelungskurs 2018 – Alle Fotos: Jürgen Khuen

Angesprochen wurde eine ganze Palette von Veredelungsmethoden: Vereinfachtes und verbessertes Rindenpfropfen, Spaltpfropfen, Anplatten, Chipveredelung, Okulation, Kopulation mit und ohne Gegenzunge sowie die Geißfußveredelung als „Königsdisziplin“ des Veredelns, weil hier jeweils mehrere Schnitte an Edelreis und Unterlage notwendig sind, die exakt aufeinander passen müssen. Viele Methoden wurden im Laufe der Zeit verändert, scheinbar verbessert, doch allzu oft verkompliziert. Immer jedoch muss Kambium auf Kambium zu liegen kommen, damit es miteinander verwachsen kann. Interessant: Zum Verbinden der Veredelungsstelle ist nicht zwingend der klassische Bast notwendig, es geht auch mit Bindegarn oder sogar Bindefolie, am besten elastisch und der Einfachheit halber als Streifen aus Haushaltsfolie ausgeschnitten. Auch Draht, Kabelbinder und Isolierband ist denkbar, hier muss das Bindematerial rechtzeitig wieder entfernt werden. Das Annageln des Reises auf die Unterlage war schon früher gängig, hierbei allerdings verbleibt der Nagel im Holz und verwächst.

Veredelungskurs 2018

Zum Ende des Kurses wurden verschiedene Veredelungsmesser vorgestellt und zum Erwerb angeboten. Wie immer standen auch einige Bündel Edelreiser zur Verfügung. Etliche Fachwarte waren durch den Kurs nun derart motiviert, dass sie sich von den vorhandenen Edelreisern mitnahmen, um zuhause selbst eine Veredelung durchzuführen. Dass die Edelreiser säuberlich beschriftet werden müssen, um jeder Verwechslungsgefahr vorzubeugen, hatten die Teilnehmer zuvor gelernt.

Über Bruno Böhmler

Jahrgang 1956. Fachwart für Obst und Garten seit 2003. Danach kamen immer weitere Qualifikationen hinzu, beispielsweise: LOGL-geprüfter Obstbaumpfleger, Heckengäu-Naturführer, kommunaler Baumwart (entspr. staatl. geprüft), Pflanzendoktor der Gartenakademie, FLL-zertifizierter Baumkontrolleur, Baumwertermittler.