Sommerschnittkurs am Predigtplatz 2018

Am 1. August 2018 fand auf Nubers Obstgrundsück am Predigtplatz bei Weil der Stadt der diesjährige Sommerschnittkurs statt. Zu dieser Veranstaltung – für die Jung-Fachwarte noch zur Ausbildung gehörend und für sie daher Pflichtprogramm – waren auch alle Alt-Fachwarte eingeladen.

Obstbauberater Manfred Nuber gab wie immer zunächst einen Wetterrückblick über das bisherige Jahr, weil auch wir im Obstbau stark von der Wetterentwicklung und der Witterung im Jahreslauf abhängig sind und unsere Aktivitäten sinnvollerweise darauf ausrichten sollen. Das bisherige Fazit für dieses Jahr: Nicht zu warm, aber bislang viel zu wenig Regen.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Süß- und Sauerkirschen bereits abgeerntet, auch die Zeit der Stachel- und Johannisbeeren war vorbei. Nur eine ganz späte Stachelbeersorte hing noch am Strauch. Brombeeren und Zwetschgen waren gerade reif und durften verkostet werden. Sogenannte Zwillingsfrüchte bei Zwetschgen treten insbesondere bei der Sorte „Cacaks Schöne” auf – diese schmecken zwar gut, sind jedoch nicht vermarktungsfähig.

Ein Sommerschnitt bietet deutlich mehr Vor- als Nachteile. Von den Vorteilen seien genannt:

  • bessere Belichtung der Früchte,
  • wesentlich angenehmeres Arbeiten als im Winter bei Kälte,
  • bessere Wundverheilung,
  • deutlich weniger Pilzinfektionsgefahr,
  • rechtzeitiges Entfernen von unerwünschten Langtrieben als Kalziumräuber beugt Stippe vor,
  • wirkt triebberuhigend,
  • abgeerntete frühe Sorten können bereits fertiggeschnitten werden,
  • Sommerriss an Stellen, wo keine Neutriebbildung erwünscht ist, wobei Risswunden besser verheilen als Schnittwunden.

Auch wenn an Bäumen die Spitzen heruntergesetzt werden sollen, ist der Termin zur Zeit des Sommerschnitts genau der richtige. Empfohlener Termin ist ab Mitte August, eine eventuell angekündigte Regenperiode in dieser Zeit sollte vorher noch abgewartet werden. Immer wieder wurde die viel zitierte Saftflusskurve des Baumes „in die Luft” gezeichnet.

Es gibt auch einige wenige Nachteile des Sommerschnitts:

  • Struktur des Baumes oft nicht klar erkennbar, sodass ein Nachschneiden im Winter erforderlich wird,
  • Sonnenbrandgefahr, wenn Schattenfrüchte plötzlich freigestellt sind,
  • Hagelgefahr, wenn schützende Blattmasse fehlt.

Auch sollten beim Sommerschnitt möglichst keine Äste gesägt werden, weil durch die Erschütterung im Baum Fruchtverlust entsteht.

Des weiteren wurde erwähnt, dass bei notwendig werdenden Pflanzenschutzmaßnahmen jeder Spritzung Calzium zugegeben werden kann, um einer Stippegefahr vorzubeugen. Man sollte sich auch notieren, welche Bäume bereits einen Sommerschnitt erfahren haben, damit sie nicht im Winter fälschlicherweise ein weiteres mal geschnitten werden. Das Nachschneiden im Winter darf keinesfalls 30 % betragen, wenn schon im Sommer 30 % weggeschnitten wurden!

Nach der theoretischen Einführung ins Thema, verbunden mit einer Schnittvorführung an mehreren Apfelspindeln, konnten die anwesenden Fachwarte den Sommerschnitt an Süßkirschenspindeln ganz praktisch erproben. Dabei standen die Alt-Fachwarte unterstützend zur Seite. Hier wurde unter Zuhilfenahme eines Akku-Hochentasters auch gesägt – eine Gefahr des Fruchtverlustes bestand zu keiner Zeit, waren die Kirschen doch schon alle abgeerntet.

Über Bruno Böhmler

Jahrgang 1956. Fachwart für Obst und Garten seit 2003. Danach kamen immer weitere Qualifikationen hinzu, beispielsweise: LOGL-geprüfter Obstbaumpfleger, Heckengäu-Naturführer, kommunaler Baumwart (entspr. staatl. geprüft), Pflanzendoktor der Gartenakademie, FLL-zertifizierter Baumkontrolleur, Baumwertermittler.